Region & Gesellschaft bereits zum 3. Mal mit Beteiligung des Komitees durchgeführt wurden. Nach Ansicht von Frau Kiemstedt verdeutlicht diese Veranstaltung konkret, dass die langjährige Projektarbeit zur Schaffung einer gemeinsamen Region ihre Tragfähigkeit unter Beweis gestellt hat. »Fernab aller bewilligten EU-Mittel für das Interreg-Programm und auch ungeachtet wechselnder politischer Mehrheiten hat sich die Einsicht durchgesetzt, dass man zusammenarbeiten muss. Viele Barrieren konnten ab- gebaut, eine Menge Kontakte in vielen Bereichen zwischen den beiden Ländern hergestellt und gefestigt werden. Das gilt auch für mich persönlich. Man kann schon sagen, dass die Zusammenarbeit seinerzeit sehr professionell begann und sich dann zu einem freundschaftlichen Miteinander entwickelt hat. Und das ist ganz entscheidend, wenn eine Region wirklich zusammenwachsen soll.« INTERVIEW MIT DEM VORSITZENDEN DES FEHMARNBELT-KOMITEES, REINHARD SAGER GRENZÜBERSCHREITENDE ERLEBNISSE Von deutscher Seite aus betrachtet, was sind die wesentlichen Ergebnisse des INTERREG IV A-Programms? – Das INTERREG-IVA-Programm Fehmarnbeltregion hat wie alle seine Vorläufer zunächst einmal zu Begegnungen geführt. Tausende Menschen haben sich über den Fehmarnbelt hinweg getroffen und miteinander gesprochen. Sie haben debattiert, geplant und waren gemeinsam in der Projektarbeit aktiv. Kein anderes Förderprogramm bietet eine solche thematische Vielfalt wie Interreg. Gefördert wurden Berufspraktika für Jugendliche im Nachbarland, der Erfahrungsaustausch von Pflegekräften im Demenzbereich, die Entwicklung von Tourismuskonzepten, die Kooperation unserer Wirtschaftscluster, der Schutz unserer natürlichen Umwelt, die Gewinnung von Ehrenamtlichen, der gemeinsame Sport sowie bahnbrechende medizinische Krebsforschung – und das sind nur einige Beispiele. Es wurden nachhaltige Strukturen verankert, die eine Basis für weitere Zusammenarbeit sind. Auch unser dänisch-deutsches Fehmarnbelt-Komitee, ein politisches Kooperations- und Arbeitsgremium, geht auf ein Interreg-Projekt zurück und ist mittlerweile eine etablierte Plattform für die Diskussion vieler grenzüberschreitender Fragen in der Fehmarnbeltregion. In dänischen Medien ist viel die Rede davon gewesen, dass die dänische Seite die ‚eifrigere’ hinsichtlich der Schaffung der festen Querung sei, während man auf deutscher Seite das Projekt eher distanzierter betrachte. Hat das Programm an dieser Wahrnehmung etwas ändern können? – Interreg-Kooperationsprojekte funktionieren seit vielen Jahren ohne feste Querung. Die Fährüberfahrt ist ein selbstverständlicher Teil der Begegnungen und so manche Sitzung hat sogar direkt auf dem Fährschiff stattgefunden. Bei vielen Projekttreffen und Veranstaltungen wurde auch über die feste Verbindung diskutiert – und zwar aus unterschiedlichsten Blickwinkeln. Dabei habe ich den Eindruck gewonnen, dass sich viele Akteure, auch auf deutscher Seite, auf eine schnellere Verbindung zum Nachbarland freuen. Trotzdem werden auch die Argumente der Gegen- seite stets respektiert. Den Einfluss des Programms sehe ich in diesem Zusammenhang eher darin, dass es über die Projektarbeit für einen besseren Austausch von Argumenten und Informationen gesorgt hat und so auf beiden Seiten das Verständnis für die z.T. unterschiedliche Haltung zur festen Querung erhöht hat. Noch ist die Fehmarnbeltregion nur eine Vision. Ist ein Programm wie Interreg ein geeignetes Instrument zur Schaffung einer gemeinsamen Region? – Eine gemeinsame grenzüberschreitende Region hat viel mit Identität zu tun. Es kommt also auf die hier lebenden Menschen und ihre individuelle Offenheit, Neugier und Bereitschaft zum Austausch und zur Annäherung an. Sicher gibt es schon heute viele Deutsche und Dänen, die sich mit der Fehmarnbeltregion identifizieren, weil sie aus privaten oder beruflichen Gründen auf beiden Seiten des Fehmarnbelts leben, arbeiten oder intensive Kontakte haben. Interreg hat erheblich dazu beigetragen, die Fehmarnbeltregion als solche bekannt zu machen und mehr noch: auch grenzüberschreitend erlebbar zu machen. Dank gebührt den 37 Interreg-Projekten, die alle ihren Anteil zum guten Gedeihen der Fehmarnbeltregion geleistet haben. 5
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